ANDHIRA

Sardinien ist bekannt für die Gesangsquartette Canto a Tenore, eine der ältesten Gesangsformen Europas und Teil des immateriellen Weltkulturerbes.
Bei Andhira singen nicht vier Tenöre, sondern drei Sängerinnen und ein Sänger / Pianist. Die Wirkung ist aber die gleiche. Die eindringlichen sardischen Gesänge rühren an menschliche Urgefühle wie Sehnsucht, Leidenschaft und Schmerz. Die archaische Musik hat eine magische Wirkung. Sie entführt mal lyrisch tragend, mal verträumt und voller südländischem Temperament in einen Augenblick der Meditation, in natürliche Landschaft, Heiterkeit und Spiritualität und durch ihren einfachen Klang in eine Welt, die nicht sterben darf. Die typischen Klänge der alten sardischen Gesangstradition weben die MusikerInnen auch in Eigenkompositionen ein.
In Sardinien bedeutet das Wort andhira so viel wie «unterwegs sein», eine Art nomadischer Kultur. Die Herkunft des Wortes ist nicht ganz klar. Im Sanskrit bedeutet es Passage oder Durchgang. In arabischen Büchern taucht es als Begriff auf, der von Seeleuten für die Navigation auf dem Meer gebraucht wurde. Das Wort steht aber auch für eine legendäre Stadt, die sich einst am Südende Sardiniens befunden haben soll. Nach alten Überlieferungen wurde die Stadt von Piraten geplündert, und die Überlebenden waren gezwungen, von da an ein nomadisches Leben zu führen. Im Laufe der Zeit wurde andhira zu einem Begriff mit fesselnder, aufrüttelnder Kraft, die gesungen als „s’andimironnai“ ein Gefühl von Freiheit und Versöhnung ausdrückt.
Bei den SängerInnen von Andhira steht der Ausdruck für all ihre Musik, die schwer in ein bekanntes Genre einzuordnen ist. Das abwechslungsreiche Repertoire schöpft aus Klassik, Folk, mediterranen Klängen und sardischer Musikkultur.

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